Miteinander vor der Stadt - 500 Jahre Noppern
Luckaus Stadtmauer umgrenzt noch heute die mittelalterliche Kernstadt mit Marktplatz, Rathaus und Kirche. Zwei befestigte Stadttore boten Einlass, schützten aber auch vor Feinden. Doch das Luckau des Mittelalters war mehr als der Bereich innerhalb der Mauern. Vor der Stadt lag die Vorstadt – eine im Osten und eine im Westen. Zwischen den Stadttoren und den in 14. Jahrhundert entstandenen Hospitälern, wo Arme und Kranke untergebracht waren, bildeten sich bald Siedlungen mit einem ganz eigenen Charakter. Hier gab es noch lange eine wendische Gemeinschaft, hier lebten die Töpfer, die den Ton aus den naheliegenden Gruben verarbeiteten – in der westlich gelegenen Sandoer Vorstadt wurde nach ihnen das „Töpferende“ benannt.
Doch die Vorstädter waren eben nur das: Vor-Städter. Keine Mauern schützten ihre Häuser und man kann vermuten, dass manche Marktplatzbewohner auf die „schmutzigen“ Töpfer, die in der Nähe des Siechenhauses lebten, herabblickten.
So schlossen sich 1523 die Noppern – die Nachbarn – der Sandoer Vorstadt zu einer Gemeinschaft zusammen und ließen sich ihre Statuten vom Rat und Bürgermeister der Stadt Luckau bestätigen. Die Nopperngemeinschaft „Töpferende“ existiert bis heute. Auch wenn kriegerische Hussitenheere und drohende Feuersbrünste durch Töpferöfen glücklicherweise nicht mehr die Hauptprobleme der Noppern darstellen – der Gemeinschaftsgedanke ist geblieben.
So unterhalten die Noppern nicht nur etwa ihren eigenen Friedhof und besitzen gemeinschaftlich verwaltetes Land. Sie pflegen auch das örtliche Brauchtum zur Faschingsszeit – Noppernquartal, Zampern und Noppernball sind feste Punkte im Jahresrhythmus.
Die Sonderausstellung „MITEINANDER VOR DER STADT – 500 Jahre Noppern“ zeigt die bewegte Geschichte dieser besonderen Luckauer Gemeinschaft. Von Leben in der mittelalterlichen Vorstadt bis in die Jetztzeit wird der Bogen gespannt. Umso beeindruckender erscheint den Besuchern das Forstbestehen der Noppern bis heute, waren sie doch immer wieder von Krisen bedroht: z.B. dem Niedergang des Töpferhandwerks im 19. Jahrhundert oder der Gesellschaftspolitik der DDR, die mit solchen Gemeinschaften außerhalb der staatlichen Kontrolle wenig anzufangen wusste.
Heute sind die Noppern vom Töpferende, genau wie die anderen beiden Nopperngemeinschaften in der Sandoer und Calauer Vorstadt, ein fester Teil des gesellschaftlichen Lebens in Luckau.
Die Ausstellung zum 500-jährigen Jubiläum der Noppernschaft vom Töpferende wird bis zum 22. Oktober 2023 im Niederlausitz-Museum zu sehen sein.